Manuel Alemán über die kanarische Identität
Manuel Alemán, Priester, Psychoanalytiker und Pädagoge, veröffentlichte 1980 "Psychologie des kanarischen Menschen", so der Titel auf Deutsch. Alemán analysierte die alten Klischees über die "Canarios", Zerrspiegel der kollektiven Psyche eines kolonisierten Volkes, das im historischen Dunkel vor sich hin stolpert und daran leidet. Dazu ein Zitat, das seine Gedanken zusammenfasst:
"Das kanarische Volk kennt nicht die Geschichte seiner Gemeinschaft. Und durch das Fehlen eines historischen Bewusstseins hat es den Verlust eines verbindenden Erlebnisses seiner Vergangenheit erlitten. Die Vergangenheit erzeugt das Bewusstsein der Identität und verschafft Ausgeglichenheit, weil sie uns die tiefsten Wurzeln unserer Herkunft berühren lässt. Das kanarische Volk ist von dieser Bindung an seine Vergangenheit abgeschnitten worden, weil diese Vergangenheit zerstört wurde, weil die Möglichkeit, sie im Gedächtnis und der Erinnerung herbeizurufen, verhindert wurde, indem man uns glauben ließ, dass die Vergangenheit unserer Ureinwohner primitiv, roh, barbarisch, widerwärtig und schändlich gewesen war. Daher das Gefühl, ins Leere zu treten, auf einem schwankenden Boden zu stehen. Es fehlt uns das allererste Fundament unserer Identität. Dieser Bewusstseinsverlust der Vergangenheit bedeutet, dass unser historischer Wert zerstört wurde."
Das Trauma der Kolonisierung steckt bis heute im Unterbewusstsein der Kanarier, von Generation zu Generation weitergegeben wie eine Erbkrankheit.